Während der Sommerpause wechselte Jason Bast vom Ligakonkurrenten Kölner Haie zu den Panthern in die Fuggerstadt, wo er einen Vertrag für die aktuelle Spielzeit unterzeichnete. Sport in Augsburg vor kurzem mit dem 35-jährigen Center getroffen, um mit ihm über seine bisherige Laufbahn und seine Zeit in Augsburg zu sprechen.
In Saskatchewan, einer der am dünnsten besiedelten Provinzen Kanadas im zentralen Süden des Landes geboren und aufgewachsen, entdeckte Jason, wie viele Kanadier, bereits in jungen Jahren seine Liebe zum Eishockey. „Als ich drei Jahre alt war, haben mich meine Eltern erstmals aufs Eis geschickt. Seitdem habe ich die Schlittschuhe nicht mehr ausgezogen", erinnert er sich heute an seine Anfänge.
„Ich hatte eine normale Kindheit. Mit Saskatchewan verbindet man in erster Linie weites Grasland, viele Farmen und eisige Wintermonate. Es gibt dort nicht sonderlich viel zu tun, abgesehen von Eishockey auf den etlichen Outdooreisflächen. Als Kind kennt man es nicht anders. Erst wenn man von zu Hause weg geht, merkt man, wie aufregend andere Orte sind (lacht)." Eishockey war der wichtigste Bestandteil in Jasons Kindheit. „Für mich gab es nichts anderes. Ich habe zwar auch Basketball und Football gespielt, aber Eishockey war immer meine größte Leidenschaft. Dadurch habe ich viele meiner besten Freunde kennengelernt. Auch heute bin ich nicht nur Spieler, sondern ebenso Fan und schaue mir gerne Spiele an. Ich bin der Sportart überaus dankbar, weil sie mir viel in meinem Leben gegeben und ermöglicht hat."
Im Alter von 15 Jahren wechselte Jason zu den Moose Jaw Warriors in die Western Hockey League, eine der drei höchsten Juniorenligen in Kanada. „Das war eine schöne und wichtige Erfahrung für mich. Eine Zeit, an die ich mich auch heute noch sehr gerne zurückerinnere." Moose Jaw liegt im Süden Saskatchewans. Er konnte daher den nächsten Schritt wagen, ohne weit von zu Hause weg zu müssen – im Gegensatz zu vielen anderen jungen Spielern. „Ich hatte Glück, dass ich die schönen Momente auf und abseits der Eisfläche mit meiner Familie und meinen Freunden teilen konnte."
Erst mit 21 Jahren zog es Jason weg von zu Hause. Er ging nach Nova Scotia, eine Provinz im Osten Kanadas an der Atlantikküste, um dort die Saint Francis Xavier University zu besuchen. „Zum Ende meiner Zeit bei den Warriors musste ich eine Entscheidung treffen, ob ich lieber aufs College gehen und dort Eishockeyspielen oder direkt in den Profibereich wechseln möchte. Ich habe mich schließlich für das Erstgenannte entschieden. Das Studium und die persönliche Weiterentwicklung waren mir in dieser Phase meines Lebens wichtiger als der Profisport und die Möglichkeit, Geld zu verdienen."
Diese Entscheidung wurde ihm in gewisser Weise auch abgenommen. „Ich habe es eine lange Zeit ohne ernsthafte Verletzungen geschafft. In meinem letzten Jahr Junior Hockey habe ich einen hohen Stock ins Gesicht bekommen. Diese Aktion hat vieles für mich verändert und mir wurde dadurch bewusst, dass eine schwere Verletzung jederzeit passieren und im schlimmsten Fall das Karriereende bedeuten kann. Auch deshalb habe ich mich dazu entschieden, zu studieren, um einen Abschluss beziehungsweise eine Ausbildung zu haben. Ohne die Verletzung hätte ich mich wahrscheinlich direkt für eine Profikarriere entschieden."
Nach vier Jahren und einem erfolgreich abgeschlossenen Studium in Kinesiologie in Nova Scotia begann Jason seine Profilaufbahn in den Vereinigten Staaten bei den Idaho Steelheads in der East Coast Hockey League. „Nach Beendigung meines Studiums wollte ich auf dem für mich höchstmöglichen Level Eishockeyspielen. Damals war Europa ebenfalls eine Option. Ich habe mich aber dazu entschieden, es erstmal in Nordamerika zu probieren. Da ich den Trainer in Idaho kannte, erschien mir das zu diesem Zeitpunkt als die beste Alternative."
Seinen ersten Wechsel nach Europa wagte Jason 2015. Beim Schweizer Club EHC Visp in der Nationalliga B unterzeichnete er einen Einjahresvertrag. „Es war eine schöne Zeit in Idaho, aber während meiner zweiten Saison dort hatte ich mit mehreren Verletzungen zu kämpfen, unter anderem einer schwereren Gehirnerschütterung. Ich dachte mir, dass ich mit der Spielweise und der größeren Eisfläche besser zurechtkommen würde und entschied mich daher für einen Wechsel nach Europa."
Angekommen in Europa, musste sich Jason an die neue Heimat gewöhnen. „Ein neues Land, eine andere Sprache, eine fremde Kultur, daran muss man sich tatsächlich erst gewöhnen. Ich kann mich noch heute an meinen ersten Besuch im Supermarkt erinnern. Nach zwei Stunden hatte ich immer noch nicht alles, was ich wollte", erzählt er lachend. Noch während der Saison wechselte Jason von Visp zum HC 05 Banská Bystrica in die Extraliga, die höchste Spielklasse der Slowakei, wo er als zweitbester Scorer in den Playoffs erheblichen Anteil am Finaleinzug seiner Mannschaft hatte. Die Spielzeit endete schließlich mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft.
Für Jason ist die aktuelle Saison die erste im Trikot der Panther. In der Liga ist er jedoch kein Unbekannter. Seit über acht Jahren spielt der Deutschkanadier bereits in der höchsten deutschen Spielklasse. Seine erste Station war 2016 Bremerhaven. Jasons erste DEL-Saison war gleichzeitig die erste für die Fischtown Pinguins. „Es war eine schöne Erfahrung. Alle Spieler im Team waren entweder neu in Bremerhaven, neu in der Liga oder beides. Es fühlte sich wie ein großes Experiment an, das letztlich sogar im Viertelfinale endete. Ein großartiger Erfolg für uns Spieler und den Club."
Von Deutschland war Jason sehr schnell überzeugt. „Mir gefällt es in Deutschland sehr gut. Ich empfehle allen nordamerikanischen Spielern, die an einem Wechsel nach Europa interessiert sind, hierher zu kommen. Sowohl kulturell als auch spielerisch ist die Umstellung deutlich einfacher als in vielen anderen Ländern." In Deutschland spielte Jason neben den Fischtown Pinguins Bremerhaven außerdem für die Nürnberg Ice Tigers, Adler Mannheim und Kölner Haie, ehe er schließlich für die aktuelle Spielzeit bei den Panthern einen Vertrag unterschrieb.
Auch in Augsburg konnte sich Jason sowohl auf als auch abseits der Eisfläche schnell einleben. „Die Stadt gefällt mir sehr gut. Meine Frau und ich wohnen gerne hier und fühlen uns beide sehr wohl. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich größere Städte und das vermeintlich aufregendere Leben dort bevorzugt und genossen. Mittlerweile präferiere ich jedoch ein ruhigeres Leben. Das war auch einer der Gründe für meinen Wechsel nach Augsburg. Es ist einfacher hier, weniger Verkehr, alles ist schneller und besser zu erreichen."
Persönliche Ziele für die laufende Saison hat sich Jason keine gesetzt. „Erwartungen oder Ziele, was die eigenen Statistiken angeht, habe ich nicht. Ich versuche jeden Tag mein Bestes zu geben und das zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann. Die Vorbereitung auf das nächste Spiel, die Trainingseinheiten und die körperliche Erholung." Die Ziele als Mannschaft formuliert der Stürmer, der bei den Panthern mit der Rückennummer 45 aufläuft, ähnlich. „Das Wichtigste ist es, immer alles zu geben, aus den eigenen Fehlern zu lernen und als Team besser zu werden."
Über seine Spielweise und Rolle als Unterzahlspezialist sagt Jason: „Ich versuche das Spiel einfach zu halten sowie geradlinig und schnell zu spielen. Ich habe früher auch oft Unterzahl gespielt, aber in Deutschland wurde es mehr und mehr zu meiner Identität. Es ist schon interessant, wie sich die Dinge manchmal entwickeln. Generell war und ist meine Rolle hier eine andere, wie die, die ich in Nordamerika hatte, was für mich vollkommen in Ordnung ist. Ich tue das, was der Trainer und der Club von mir erwarten."
Die Sommermonate verbringt Jason mit seiner Frau zu Hause in der Nähe seiner Familie in Regina, Saskatchewan. „In den letzten rund 15 Jahren war ich oft und lange weit weg von daheim. Meine Eltern haben mich nur einmal in den acht Jahren in Deutschland besucht. Ich sehe sie leider nur sehr selten. Daher genieße ich die Zeit zu Hause mit der Familie und bereite mich dort immer auf die neue Saison vor."
Privat verbringt Jason seine freie Zeit gerne in der Natur. „Ich bin oft draußen. Schwimmen und Wandern sind zwei meiner Lieblingsaktivitäten. Außerdem mag ich Tiere sehr gerne, vor allem Hunde. Momentan habe ich leider keinen eigenen. Ich bin mit Hunden aufgewachsen und meine Eltern haben auch heute noch einen. Das ist vermutlich das Erste, was ich nach meinem Karriereende machen werde: mir einen Hund anschaffen." Die Frage nach der Hunderasse ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch eine engere Auswahl. „Ich bevorzuge in jedem Fall größere Hunde. Vielleicht einen Labrador oder Husky."