Foto: Sport in Augsburg
Corona-Pandemie

Lothar Sigl & Martin Horber zur aktuellen Situation

06.10.20 - 11:15 Uhr

Liebe Pantherfans,

es ist der 4. Oktober 2019: In sieben Heimspielen der Saison 2019-20 in der Deutschen Eishockey Liga und der Champions Hockey League verzeichnen wir einen Zuschauerschnitt von 5.483, was einer durchschnittlichen Auslastung von 88,74 % entspricht. Auch auf fremdem Eis erleben wir, unterstützt von unzähligen reiselustigen Pantherfans, vor allem international, stimmungsvolle Eishockeyspiele, die in hohem Maße von der besonderen Atmosphäre in den Hallen leben und uns allen noch lange in positiver Erinnerung bleiben.

Heute, ein Jahr später, wirkt all dies wie aus einem fremden Leben. Die Corona-Krise hat die Welt fest im Griff, die gewohnte Normalität scheint in weiter Ferne. Abseits der 1. und 2. Fußball-Bundesliga kämpfen vor allem die Hallensportarten Handball, Basketball und unser Eishockey wegen der pandemiebedingten Zuschauerbegrenzungen um ihre Existenz. Begonnen mit der alternativlosen Absage der Playoffs im März sind die Auswirkungen auf die PENNY DEL und ihre Clubs weiter massiv. Die aktuell genehmigte Hallenauslastung von 20 % würde innerhalb der Liga zu einem Defizit von rund 60 Millionen Euro führen, zumal diese prozentuale Obergrenze nur bei niedrigem Infektionsgeschehen innerhalb einer Region möglich ist und so nicht verbindlich kalkuliert werden kann. Wenn man bedenkt, dass mehr als zwei Drittel unseres Clubetats auf spieltagsbezogenen Erlösen wie Ticketing, Catering, Merchandising, Hospitality und entsprechenden Werbevereinbarungen fußen, ist schnell klar, dass wir unter diesen Rahmenbedingungen keinen wirtschaftlichen Spielbetrieb darstellen können. Sehenden Auges, mit einer nach kaufmännischen Grundsätzen nicht vertretbaren Unterdeckung des Etats in eine ungewisse Saison zu starten, kann keine Option sein. Erschwerend kommt hinzu, dass wir nach wie vor keine belastbaren Informationen zum von der Bundesregierung aufgelegten Konjunkturpaket für die Profisportarten haben und damit nicht planen können.

So wäre es aus unternehmerischer Sicht unverantwortlich und fahrlässig gewesen, am lange anvisierten Saisonstart 13. November festzuhalten. Die erneute Verschiebung des Starts der PENNY DEL war alternativlos und wurde mit einer klaren Mehrheit innerhalb der Gesellschafterversammlung der PENNY DEL am 2. Oktober getroffen.

Selbstverständlich wissen wir, dass sich die Vorgaben zur Zuschauerauslastung in den Hallen nach der derzeitigen wissenschaftlich begleiteten Testphase, die bis Ende des Monats laufen soll, verbessern könnten. Doch wir und unsere Partner wie zum Beispiel die Telekom brauchen im Vorfeld einer neuen Spielzeit Planungssicherheit, die aktuell nicht gegeben ist. Wir können und wollen kein Harakiri begehen. Vielmehr sind wir in der Pflicht, wirtschaftlich verantwortungsbewusst mit der schwierigen Situation umzugehen. Es geht um die gesamte Liga, unsere Spieler, unsere Nachwuchsteams, die Nationalmannschaft, unsere Fans und Sponsoren sowie um tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Clubs und im direkten Umfeld.

So fokussieren sich unsere Planungen – in der Hoffnung auf dann wenigstens 50 % Hallenkapazitäten analog der Schweiz und Aussicht auf finanzielle Unterstützung von Dritten – nun auf den Jahreswechsel. Mit sechs Wochen Vorlauf zum ersten Pflichtspiel würde unser Team dann geschlossen das Training für die neue Spielzeit aufnehmen. Geplant wäre nach wie vor eine Doppelrunde mit 26 Heimspielen. Diese 26 Heimspiele sind deshalb von so großer Bedeutung, weil sie die Grundlage der vielen bereits verkauften Dauerkarten und des Großteils unserer Werbeeinnahmen bilden. Sollten wir keine 26 Heimspiele absolvieren können, gehen uns nicht nur weitere Einnahmemöglichkeiten verloren, sondern auch bereits erzielte Erlöse wären in Frage zu stellen. Dies würde die wirtschaftliche Brisanz für alle Clubs erneut verschärfen.

Wegen des verzögerten Starts der Hauptrunde sind wir vor allem unseren Spielern, dem Trainerteam und unseren Mitarbeitern immer noch sehr dankbar, dass sich ausnahmslos alle solidarisch mit dem Club zeigten und Gehaltsverzichtserklärungen für die Saison 20-21 zugestimmt haben. Neben der Tatsache, dass 25 % der Spieler- und Trainergehälter von einer garantierten zu einer variablen Zahlung umgewandelt wurden, war vor allem die Zustimmung aller Angestellten zur Kurzarbeit essentiell. Wäre dies nicht clubübergreifend geschehen, es wäre fraglich, ob nicht jetzt schon erste PENNY DEL-Teams ihre Liquidität verloren hätten. Vor allem aber sind wir stolz, dass wir einer der wenigen Clubs waren, der diese Vereinbarungen, die öffentlich leider nicht immer korrekt dargestellt wurden, geräuschlos mit seinen Spielern treffen konnte. Jeder in der Pantherfamilie war sich der Wichtigkeit bewusst. Entscheidend hierfür war sicher auch, dass wir seit Monaten einen extrem engen und offenen Austausch mit unserem Team pflegen und stets völlig transparent kommuniziert haben.

Auch der Austausch mit den lokalen Behörden wie dem Gesundheitsamt, dem Sport- und Bäderamt oder dem Ordnungsamt ist zu jedem Zeitpunkt partnerschaftlich und lösungsorientiert. Unser umfangreiches Hygienekonzept zum Spielbetrieb vor Zuschauern wurde auf dieser Ebene als schlüssig bewertet. Im Eckpapier geplante Maßnahmen zur Wahrung des Infektionsschutzes sind personalisierte Tickets zur Nachverfolgung von Infektionsketten, Desinfektionsstationen, Maskenpflicht, Vermeidung von längerem Face-To-Face-Kontakt sowie die Aufteilung des Stadions in fünf Zonen – die größte mit maximal 1.000 Plätzen –, die alle eigene Ein- und Ausgänge, separate WC-Anlagen und getrenntes Catering haben. So könnten aus einer mittelgroßen Veranstaltung vor maximal 6.179 Besuchern fünf kleine Events werden. Für Zuschauer, Spieler, Offizielle und Medien kann somit ein möglichst sicheres Umfeld mit stark verminderten Infektionsrisiken geschaffen werden.

Noch nicht abschließend bewertet ist, ob Stehplätze genehmigungsfähig wären. Hier variieren die Vorgaben von Bundesland zu Bundesland. Sollten Stehplätze tatsächlich während der Pandemie nicht erhalten werden können, gibt es bereits konkrete Pläne zur Überbauung dieser mit Sitzplätzen. Selbstverständlich kommen wir in diesem Fall schnellstmöglich mit konkreten Lösungsansätzen auf alle Stehplatzdauerkarteninhaber zu.

Klar ist: Wir wollen unbedingt so schnell wie möglich wieder Eishockey spielen, ohne dabei die Gesundheit von Menschen zu gefährden. Wir sind dennoch der festen Überzeugung, dass unsere Schutzkonzepte greifen und hoffen, dass weitere Lockerungen und Hilfen einen wirtschaftlichen Spielbetrieb ermöglichen. Dafür, dass Sie in dieser für das gesamte Augsburger Eishockey so existenzbedrohenden Phase einmal mehr verständnisvoll und geduldig an unserer Seite stehen, gilt Ihnen unser ganz besonderer Dank. Wir hoffen so sehr, dass wir Sie bald wieder gesund im CFS zur für uns unverändert schönsten Nebensache der Welt begrüßen dürfen. Egal, was die nächsten Monate bringen, wir werden weiterkämpfen.

Wir wollen unser Eishockey zurück!

Ihre

Lothar Sigl & Martin Horber