Am Ende der Saison 2021-22 waren es nur zwei Punkte, welche die Augsburger Panther von der Teilnahme an den Playoffs trennten. Gemeinsam mit dem geschäftsführenden Hauptgesellschafter Lothar Sigl blicken wir zurück auf eine in vielerlei Hinsicht herausfordernde Spielzeit und richten den Blick auch schon auf die kommenden Wochen und Monate.
Lothar Sigl, 0,033 Punkte war der Punktequotient der Augsburger Panther am Ende zu gering, um sich für die 1. Playoff-Runde zu qualifizieren. Viel knapper kann man nicht scheitern.
Sigl: Das ist richtig, es fehlte nicht viel. Eine 1. Runde gegen Ingolstadt hätte uns schon gefallen. Vor allem, nachdem uns diese Serie im März 2020 von Corona genommen wurde. Irgendwie hätte sich der Kreis nach zwei Jahren Pandemie schließen können. Lange Zeit waren wir aber auch abstiegsgefährdet, dieses Szenario konnten wir letztendlich abwenden, sowohl was die gesammelten Punkte als auch den maßgebenden Quotienten anbelangt. Das wichtige Ziel Klassenerhalt konnten wir also erfreulicherweise bereits einige Spieltage vor Ende der Saison erreichen und unseren Blick auf Platz 10 richten. Natürlich sind wir enttäuscht, dass es dafür schlussendlich nicht mehr gereicht hat.
Woran machen Sie das fest?
Da gibt es nicht den einen Grund, das ist das Ergebnis von 52 Spielen und einer Entwicklung seit Saisonbeginn. Wir hatten Spieler, die aus unterschiedlichen Gründen nie ihr komplettes und zweifelsohne vorhandenes Potential abrufen konnten, waren chronisch auswärtsschwach oder haben in Verlängerung und Penaltyschießen zu viele Zusatzpunkte liegen lassen. Es gibt so viele Bereiche, in denen wir hätten besser sein können. Wenn du nach einer langen, für alle Teams sehr schweren und teilweise nicht planbaren Saison Elfter wirst, dann stehst du da nicht zufällig oder unverdient.
Wie sehr trauern Sie dem vermeintlichen Treffer im Heimspiel gegen Köln nach? Bleibt es bei der On-Ice-Entscheidung, stehen am Ende vielleicht die Panther anstelle der Haie in den Playoffs.
Klar ärgert einen das, wir haben uns ungerecht behandelt gefühlt, wir hätten aus diesem Spiel drei Punkte anstatt nur einem mitnehmen können. Aber auch hier gilt wieder: Es an einem Spiel, an einer Entscheidung festzumachen, das geht nicht. Wir haben unseren Unmut bei der Geschäftsführung der Liga natürlich trotzdem deutlich hinterlegt, ein offizieller Protest kam für uns aber nicht in Frage. Es bleibt immer eine Tatsachenentscheidung. Zum einen hätte das an der Situation nichts verändert, zum anderen wollten wir unseren Fokus schnell wieder auf die nächsten Aufgaben legen und nicht nach Ausreden suchen. Hätten wir in den verbleibenden fünf Spielen mehr gepunktet, hätten wir es immer noch aus eigener Kraft schaffen können. Im Sport bist du immer gut beraten auf dich selbst zu schauen, nur das kannst du wirklich beeinflussen. Köln hatte am Ende mehr Punkte, einen besseren Quotienten und ist deshalb in die 1. Runde eingezogen. Und dort haben sie mit Ingolstadt kurzen Prozess gemacht.
Auch Corona hat diese Saison beeinträchtigt, mehr als zu Beginn gedacht. Spielabsagen aufgrund von Teamquarantänen, Isolation oder auch gezielte Verlegungen aufgrund des Zuschauerausschlusses haben den Spielplan ordentlich durcheinander gewürfelt.
Ja, unter diesen Gesichtspunkten war die Saison wirtschaftlich wie sportlich vielleicht sogar schwerer als die Geistersaison 2020-21. Damals wussten wir alle, auf was wir uns einlassen und wie wir zu kalkulieren haben. 2021-22 wurden wir von den Entwicklungen ein Stück weit überrascht. Da hast du noch Mitte Oktober 5.673 Fans im Derby gegen München im CFS, um dann sechs Wochen später wieder vor komplett leeren Rängen zu spielen. Wir haben dann versucht auf die neue Situation, die ja auch selten in allen Bundesländern gleich war, zu reagieren und möglich viele Heimspiele vor Zuschauern zu retten. Bei jeder Entscheidung stand die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle, weshalb wir immer wieder so entscheiden würden. Trotzdem stehen am Ende leider sechs Geisterspiele auf der Rechnung, zwei Heimspiele sind komplett entfallen. Dazu kommen erhebliche Einschränkungen bei drei weiteren Heimspielen. Aber, und das möchte ich betonen: Alle Spiele, die wir zuschauerbedingt freiwillig verlegt haben, konnten nachgeholt werden. Uns fehlen nur vier Spiele, die mit unserem großen Corona-Ausbruch im Februar zu tun hatten, als wir in kurzer Zeit mehr als 20 kranke Spieler hatten. Da gab es dann leider keine Termine mehr, weil auch unsere Gegner eng getaktete Spielpläne hatten.
Und dann galt es, immer wieder auf neue Corona-Verordnungen zu reagieren.
Ja, insgesamt 13 verschiedene Hygienekonzepte für den Spielbetrieb vor Fans haben wir dieses Jahr erstellt. 2G, 3G, 2G plus, 3G plus und das in allen Variationen mit Masken, Alkoholverboten, Kontaktnachverfolgung, Personalisierung von Tickets, Abstand, kein Abstand, 1,5 m Abstand und dann doch wieder Schachbrett. Kurzum, das war eine Herausforderung, organisatorisch wie kommunikativ. Und das größte Problem war, dass die Aussagen und Vorankündigungen aus der Politik sich mit einigen Tagen Verzögerung nicht zwingend in den Verordnungen wiedergefunden haben. Und selbst die Verordnung ließ immer wieder Raum für Interpretationen. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir ein Konzept kurz vor dem betreffenden Spiel wieder einkassieren und nochmal nachschärfen mussten. Ich hoffe wirklich, dass wir das ein für alle Mal hinter uns lassen können und wir uns wieder an die Normalität gewöhnen dürfen. Da war das letzte Heimspiel gegen die DEG am 03. April Balsam für die Eishockeyseele. Ich wünsche mir sehr, dass Spieltage wie dieser wieder zur Gewohnheit werden und wir alle gesund und ohne Einschränkungen in den Eisstadien der Republik mitfiebern können.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hatten die Geisterspiele und die Spiele mit starken Beschränkungen je nach Verordnungslage am Ende der Saison 2021-22 für den Club? Lässt sich das denn schon konkret beziffern?
Unser Geschäftsjahr endet am 30. April, deshalb ist der Jahresabschluss noch nicht komplett fertiggestellt. Natürlich hatte das große Auswirkungen, wir reden da schnell von hohen sechsstelligen Einnahmeverlusten, die sich nicht mehr verhindern ließen. Auch die Spieler trifft das hart. Deren Gehälter sind ja auch in einem gewissen Maße an die Zuschauerzahlen gekoppelt, weshalb am Ende jeder Einzelne Einbußen hinnehmen musste. Das war einer der Hauptgründe für die zuschauerbedingten Verlegungen. Wir wollten jedem Spieler die Chance geben, sein Zielgehalt zu erreichen. Und dann geht's um unsere vielen treuen Dauerkartenbesitzer und Sponsoren, wir wollten unsere Leistungen möglichst umfangreich erfüllen. Wir kommen aus dieser Saison mit einem, vielleicht eineinhalb blauen Augen raus.
War es für die Augsburger Panther in zwei Jahren Pandemie auch mal existenziell?
Wir haben an unserem Standort in den letzten Jahren, vielleicht sogar im letzten Jahrzehnt, gute und solide Arbeit geleistet und uns die Situation erarbeitet, eine solche Notlage mit Hilfe der Pantherfans und unserer Sponsoren überstehen zu können. Die Sicherung unseres Standorts wird auch in der Zukunft das absolut vorrangige Ziel sein. Wir alle hatten in den letzten beiden Jahren schlaflose Nächte und haben uns Sorgen um das Augsburger Eishockey gemacht. Im Nachgang können wir aber sagen, und darauf dürfen wir auch ein wenig stolz sein, dass es nie wirklich existenziell war. Trotzdem würde ich jetzt gerne in den Normalmodus schalten und unser Glück nicht länger herausfordern.
Wie geht es jetzt in den kommenden Wochen weiter?
Zunächst wickeln wir die alte Saison und das Geschäftsjahr 2021-22 ordentlich ab. Das heißt, wir befinden uns in den Exit-Meetings mit den Spielern. Das Trainerteam ist in Einzelgesprächen mit allen Akteuren, um sportliche Dinge zu besprechen. Dazu hat jeder Spieler auch Termine mit der Geschäftsleitung, hier werden vertragliche Dinge geregelt. Dazu bereiten wir im Hintergrund den Dauerkartenverkauf für die Saison 2022-23 vor und führen tägliche Gespräche mit unseren Sponsoren. In knapp fünf Wochen geben wir schon unsere Lizenzierungsunterlagen bei der Liga ab, dafür müssen wir unsere Hausaufgaben machen und ein verlässliches Budget aufstellen. Traditionell sind die Wochen nach dem Saisonende also sehr arbeitsintensiv und richtungsweisend.
Können Sie schon mehr zu den neuen Dauerkarten verraten?
Es gibt trotz steigender Kosten in allen Bereichen des Lebens keine Preisanpassungen, diese Info ist sicher allen wichtig. Wir starten am 03. Mai in den Treue- und Aktionszeitraum, der dann rund drei Wochen andauern wird. Bis Ende April haben alle Dauerkartenbesitzer wie gewohnt die Infos zu Preisen, der Verrechnungsmöglichkeit mit den sechs nicht besuchbaren Spielen der abgelaufenen Saison sowie den Dauerkartenbrief samt der Reservierungsbestätigung bei sich zuhause. Die Abläufe sind deckungsgleich wie im Jahr 2020 und den Jahren zuvor. Wir hoffen sehr, dass wir viele Fans von einer Verlängerung überzeugen können und wir uns gemeinsam auf eine erfolgreichere Saison ohne Einschränkungen freuen können.
Sicher interessiert alle, welches Team sie dann in der Saison 2022-23 sehen werden.
Ja, das verstehe ich. Aber da müssen wir um Geduld bitten. Wir haben aber immer eine Reihenfolge, an die wir uns halten. Zunächst werden wir die vorhin schon erwähnten Exit-Meetings abwickeln, für die wir uns dieses Jahr mehr Zeit als sonst nehmen. Einige Spieler haben bereits gültige Verträge, dazu könnten weitere Verlängerungen kommen. Sicher müssen uns auch einige Spieler verlassen, wiederum andere erhalten neue Angebote. Wir möchten nach dieser Saison wirklich alles auf den Prüfstand stellen und keine voreiligen Entscheidungen treffen. Das sind wir auch unseren Spielern schuldig. Es muss vielleicht auch harte Entscheidungen geben, das Gesicht der Mannschaft kann sich erneut verändern. Aber auch das ist ein Spagat, denn wir müssen auch erst einmal sicherstellen, dass wir jede freie Stelle auch tatsächlich besser neu besetzen können. Bei den Deutschen müssen wir schneller handeln, bei den Imports haben wir sicher mehr Zeit, weil auch das Angebot ungleich größer ist. Auch Putins Krieg in der Ukraine verändert den Transfermarkt, weil die KHL ihren Stellenwert für mittel- und nordeuropäische Spieler sowie Nordamerikaner verliert. Das alles wiederum bringt uns auch zurück zu den wirtschaftlichen Planungen. Jede Dauerkartenverlängerung und jede Unterschrift unter einen Werbevertrag gibt uns mehr Handlungsspielraum bei künftigen Personalentscheidungen.
Und an erster Stelle kommt in Augsburg bekanntlich der Trainer. Wie ist der Stand bei Serge Pelletier und Paul Ullrich?
Wir haben mit beiden besprochen, dass wir uns nach der Saison in aller Ruhe austauschen. Das machen wir gerade täglich. Sie hatten hier keinen leichten Start, haben direkt zu Beginn des Corona-Chaos im Team übernommen und unsere Mannschaft dennoch stabilisiert. Ich hatte den Eindruck, dass wir unter ihrer Leitung trotz allen Widrigkeiten in jedem Spiel bereit und für jeden Gegner unangenehm waren. Das ist immer die Basis für alles Weitere. Beide haben noch etwas Bedenkzeit. Sobald es etwas zu vermelden gibt, werden wir uns öffentlich äußern.
Und abschließend: Wie lautet dann das Ziel für die Saison 2022-23?
Egal ob in einer PENNY DEL mit 14 oder 15 Teams – das erste Ziel ist immer der sichere Klassenerhalt und damit Platz 13. Klar ist doch aber auch, dass das am Ende nicht zufriedenstellend, nicht unser finaler Anspruch ist und wir in die Playoffs wollen. Ich bin überzeugt, dass wir das mit der vollen Unterstützung unserer Sponsoren, der Pantherfans und einem guten Zuschauerschnitt auch schaffen können. Wir alle wissen, wie wichtig die Rückendeckung der Anhänger speziell an unserem Standort ist. Mannschaft und Fans müssen wieder zu einem Team werden.