Die Pandemie hat die Welt fest im Griff. Selbstverständlich betrifft das Coronavirus auch den Eishockeysport. Die ersten positiven Fälle bei den Profis sind die logische Folge. So auch bei Janik Möser von den Grizzlys Wolfsburg, der bereits vor mehreren Wochen positiv auf COVID-19 getestet wurde. „Ich habe mich gar nicht allzu schlecht gefühlt. Mein Geschmacks- sowie Geruchssinn war beeinträchtigt", sagt Möser, der sich natürlich an die häusliche Quarantäne hielt und eine Pause einlegte.
Corona ist für Möser mittlerweile nicht mehr das gesundheitliche Problem, aber war der Auslöser für die jetzige, erneute Pause. Der Profi laboriert an einer Herzmuskelentzündung und ist bis auf weiteres außer Gefecht gesetzt. „Wir haben bei Janik natürlich alle Tests durchgeführt, die notwendig sind. Da er gesundheitlich ansonsten keine negativen Anzeichen aufwies, gehen wir sehr stark davon aus, dass die Herzmuskelentzündung die Folge von Corona ist", erklärt Dr. Axel Gänsslen, Mannschaftsarzt der Grizzlys.
Dr. Gänsslen hat sich in seiner Funktion sowie im Auftrag der PENNY DEL intensiv mit den möglichen Verläufen sowie Folgeerkrankungen nach COVID-19 beschäftigt. „Das Ziel war von Beginn an, dass wir möglichst einheitlich vorgehen können und unsere 14 Clubs sich dementsprechend verhalten können. Gerade die kommende Spielzeit wird uns diesbezüglich sehr viel abverlangen", so Jörg von Ameln, Leiter Spielbetrieb der PENNY DEL.
Ergebnis der Arbeit von Dr. Gänsslen ist eine konsentierte Version eines Algorithmus zum Return-to-Play nach COVID-19 Erkrankung im Leistungssport. Dieser Algorithmus wurde anhand aktueller Literatur zusammengestellt und basiert u.a. auf der Veröffentlichung von einem Positionspapier "Return to Sport" während der aktuellen Coronavirus-Pandemie. Die Veröffentlichung erfolgte im Mai dieses Jahres. In der Arbeit wurde jedoch folgendes hervorgehoben: "Infolge der sich entwickelnden Erkenntnislage dieser jungen Erkrankung besitzen diese Empfehlungen ggf. nur eine sehr kurze Gültigkeit. Anlassbezogen bzw. spätestens zum 01.08.2020 werden diese überarbeitet werden."
Dr. Gänsslen sagt dazu: „Da aber bisher keine Überarbeitung vorliegt, haben wir eine Erweiterung aufgrund individueller Erfahrungen und basierend auf aktueller Literatur durchgeführt, da insbesondere klinisch minimale Zeichen einer Herzmuskelbeteiligung zunehmend Bedeutung erlangen. Wir sind mit diesem Algorithmus jetzt aus unserer Sicht sehr gut aufgestellt."
Im Rahmen einer Telefonkonferenz, auch mit ärztlichen Vertretern des Handballs und des Basketballs, sowie einem renommierten Sportkardiologen, wurde die finale Version abgestimmt. „Wir haben den Algorithmus bereits in unsere Richtlinien aufgenommen. Diese Richtlinie dient als Empfehlung für alle Clubs der PENNY DEL. Die Gesundheit der Spieler ist für uns das höchste Gut", sagt von Ameln.
Janik Möser hofft indes, dass er bald wieder auf dem Eis stehen kann. Überstürzen wird er jedoch nichts. „Mein Verlauf mit dem Virus sowie meine aktuellen Probleme zeigen ja ganz deutlich, dass man die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Ich habe mich auch deshalb dazu entschlossen, offen darüber zu sprechen. Natürlich sind wir Profisportler fit, aber es kann eben auch uns treffen."